Wien, 11. September 2023
Wie geht es dir?



Ist eine Frage, die ich, die wir alle, mehrmals täglich gestellt bekommen. Wie fällt deine Antwort aus? Bist du ehrlich? Ich kenne nur wenige Personen, die auf diese Frage wahrhaftig antworten. Aber gerade gestern hatte eine mir sehr liebe Person auf meine Frage mit „Danke, aber gerade nicht so gut“ geantwortet, ohne dabei Näher auf die Thematik einzugehen oder – wie es viele machen würden – zu jammern. Sehr sympathisch und menschlich, denn uns kann und soll nicht jeden Tag einfach nur gut gehen. Es gibt gute und es gibt schlechte Tage, und beide haben ihre Berechtigung.
Ich tue mir manchmal schwer auf die Frage zu antworten. Denn es sind sehr feine Antennen gefragt, um einzuschätzen, ob dein Gegenüber tatsächlich Interesse an deinem Befinden hat, oder ob die Frage einfach eine Höflichkeitsklausel ist. Will es die Antwort tatsächlich hören? Wie tief gehst du in die Thematik hinein? Hat es überhaupt Zeit für das Gespräch, was sich daraus ergeben würde? Wie ehrlich bin ich mit der Antwort? Würden wir eine Antwort geben wie: „Danke der Nachfrage, aber es geht dem Ende zu“? Nein, ich denke nicht. Dabei bin ich der Meinung, dass wir es sein sollten. Wir sollten ehrlich zueinander sein, zu unseren Schwächen stehen. Genauso wie zu unseren Stärken. Wir sollten einander Stütze sein, uns durch Reden miteinander verbinden. Dafür braucht es Zeit, die wir einander schenken. Zeit, wobei wir uns vollkommen der anderen Person zuwenden und uns auf sie konzentrieren. Ohne Ablenkung, ohne Handy, Zeitung, Fernseher oder andere Störfaktoren. Einhundert Prozent für den anderen da sein und zuhören. Das klingt so einfach, dabei ist es tatsächlich so schwer. Zu viele Ablenkungen, die wir uns teilweise selbst geschaffen haben. Wir können uns immer schwerer auf eine Sache konzentrieren. Wir denken wir müssen „multitasking“ sein. Vor allem wir Mütter. Aber meine Erfahrung ist: das ist ein Teufelskreis, wir schaffen zwar mehr aber wir sind bei keiner einzigen Sache wirklich dabei. Wir leben nicht im Moment und was das Schlimmste ist: wir schätzen nicht den unendlichen Zauber des „Jetzt“, was bekanntermaßen im nächsten Moment wieder vorüber ist.
Jedenfalls danke ich dir lieber Leser dieser Zeilen für deine Zeit und tatsächliches Interesse an meiner Person.
Zu meinem Befinden: Danke, es geht mir gut. Den Umständen entsprechend. Die Behandlung ist abgeschlossen, die OP vorüber, meine Haare wachsen wieder, aber meine Nägel brauchen noch eine Weile damit sie wieder stark werden. Etwas weniger als die nächsten fünf Jahre darf ich Antihormonmedikamente nehmen. Sie haben zwar einige wenige Nebenwirkungen wie Muskelkater und eingeschlafene Gliedmaßen, aber im Großen und Ganzen vertrage ich sie gut. Meine zwei neuen Barbie-Busen sind nach den Heldinnen unserer Zeit, Anna und Elsa, getauft und werden jeden Tag schöner. Ich selbst finde langsam wieder zu meinen Kräften und gehe neben der intensiven Therapie meiner Seele auch bald meine Projekte an. Kurz gesagt, ich lebe und mache weiter mit dem Transformationsprozess. Denn Leben ist Veränderung und ich danke für jeden neuen Tag, umarme ihn mit Liebe und setze meine Suche nach der inneren, äußeren und universellen Einheit fort.
Namaste,
eure Anita